Geschichte

Firmenchronik

  • Hans Roolf (senior)
    Hans Roolf (senior)
  • Hans Roolf (senior)
    Hans Roolf (senior) - Am 21. Februar 1927 gründete Hans Roolf sen. seinen Vulkanisierbetrieb in Wismar.

1927 Die Anfänge in der Lübschen Straße in Wismar

Am 21. Februar 1927 eröffnete der gerade 24-jährige Hans Roolf mit einem Barvermögen von 13 Reichsmark und 50 Pfennig eine „Vulkanisieranstalt“ auf dem Hinterhof in der Lübschen Straße 46. Damit gehört das Unternehmen zu den ältesten der Hansestadt Wismar, die bis heute durchgängig in privater Familienhand verblieben. Der gewählte Standort hatte eine strategisch günstige Lage an der damaligen Hauptverkehrsstraße zwischen Lübeck und Rostock – hier mussten alle vorbeikommen. Der junge Gründer war überzeugt von seinem Unternehmen und davon, dass er es trotz der geringen finanziellen Mittel schaffen würde.

Er reparierte unter anderem Förderbänder und natürlich Reifen für alle Fahrzeugarten. Mit der Zunahme der Motorisierung und des Straßentransports in den zwanziger Jahren gewann die Kraftfahrzeugindustrie erheblich an Bedeutung.

Zwischen 1922 und 1928 erhöhte sich der Bestand von PKW und LKW in Deutschland von 125.000 auf rund 470.000. Um die auch in Wismar deutlich steigende Nachfrage zu befriedigen, wird wenig später auch der Handel mit Reifen fester Bestandteil des Unternehmens.

Im Jahr 1929 heiratete Hans Roolf Anneliese Rickert und zog fortan zusammen mit ihr den „Unternehmerkarren“: Hans arbeitete in der Werkstatt und Anneliese machte den Kundendienst. Sie brachte die fertigen Schläuche und Reifen zu den Kunden in der Stadt aber auch in der Region – alles ohne eigenes Fahrzeug, zu Fuß und mit der Bahn. Die Kunden wussten das zu schätzen.

1936 Das Unternehmen wächst

Es ergab sich fast zwangsläufig, dass die alten Werkstatträume zu klein wurden. So erwarb man zur Erweiterung der Geschäftsräume und als Wohnung der Familie das Haus Lübsche Straße 80. Hier wurde Ende 1934 auch der einzige Sohn von Hans und Anneliese Roolf, Hans Roolf jun., geboren. Umbauarbeiten machten den neuen Standort attraktiver, den man nun auch über eine Zufahrt von der Wallstraße erreichen konnte. In der Lübschen Straße 46 hatte Hans Roolf inzwischen zusätzlich eine Tankstelle eröffnet – denn wie gesagt: hier kamen alle vorbei. 1936 wurde schließlich die neue Vulkanisierwerkstatt im Keller der Lübschen Straße 80 eingerichtet und die Werkstatt am alten Standort ganz aufgegeben.

Die Geschäftslage entwickelte sich so gut, dass die Umsätze 1937 schon 175.378 Reichsmark betrugen. Wenn man die Anfänge mit 13,50 Reichsmark betrachtet, spricht das für den Fleiß des Unternehmerpaares. Unterstützt wurden sie mittlerweile durch zwei Monteure, einen Buchhalter und eine Stenotypistin.

Wie in ganz Deutschland, so war der Beginn des Krieges 1939 auch eine Zäsur bei Reifen Roolf. Hans Roolf sen. wird zur Wehrmacht eingezogen und vorsorgehalber überträgt er seiner Frau die Prokura über das Unternehmen. Bereits 1940 musste Anneliese Roolf wegen der Rationierung von Treibstoff die Tankstelle schließen und demontieren.

Mit zunehmender Kriegsdauer verschärfte sich die Lage und der Reifenhandel kam zum Erliegen. Man stützte sich nur noch auf das Flicken der alten Reifen und Schläuche – Arbeit gab es für das Unternehmen nach wie vor genug. Daran änderte sich auch nichts, als Wismar zuerst von englischen Truppen und ab dem 2. Juli 1945 von der Roten Armee besetzt wurde.

1949 Selbst ist die Frau

Hans Roolf kehrte aus dem Krieg zurück und das Unternehmen erhielt jede Menge Reparaturaufträge – insbesondere auch von der Roten Armee, die zum Teil in Naturalien bezahlt wurden. Dabei hatten die Kunden auch das zu verarbeitende Material in der Nachkriegszeit häufig selbst mitzubringen. Es fehlte an allem.

Ab 1949 führte Anneliese Roolf den Betrieb nach der Trennung des Unternehmerpaares allein und bekam gleichzeitig bürokratischen Gegenwind. Man hatte von Seiten der Handwerkskammer Bedenken, ob eine Frau das Geschäft alleine führen könne. Durch das energische Auftreten der Unternehmerin, mit dem Hinweis auf ihre bereits über 20-jährige Selbständigkeit, konnten diese Zweifel jedoch letztlich aus dem Weg geräumt werden.

Von 1952 an firmierte das Unternehmen unter der Bezeichnung: „Hans Roolf, Vulkanisierwerkstatt und Runderneuerungen“ und beschäftigte insgesamt acht Mitarbeiter.

Die Meisterprüfung hat Anneliese Roolf übrigens nie abgelegt. Sie hatte überhaupt keine Zeit, sich auf eine Prüfung vorzubereiten, da sie täglich selbst in der Werkstatt stehen und dort die schmutzigen und körperlich anstrengenden Arbeiten erledigen musste, die sonst nur Männer machten.

Dies tat sie mit großem Erfolg: 1954 war das Unternehmen unter ihrer Führung zum umsatzstärksten Vulkanisierbetrieb in Wismar geworden.

Zwischenzeitlich hatte Hans Roolf jun. sein Abitur an der Großen Stadtschule gemacht und wenn er auch vorher an ein Studium der Wirtschaft oder Geschichte gedacht hatte, so fing er doch im elterlichen Betrieb an, um die Familientradition fortzusetzen.

1956 heirateten Hans Roolf und Gerda Beyer. Aus dieser Ehe gingen später die Kinder Hans-Benno, Andrea und Michael hervor. Ebenfalls ab 1956 arbeitete Hans Roolf jun. als frischgebackener Vulkaniseur auch im Unternehmen mit und legte 1959 seine Meisterprüfung ab. Am 1. Februar 1960 übernahm der junge Vulkaniseurmeister schließlich gemeinsam mit seiner Frau Gerda den Handwerksbetrieb, der nach wie vor den Namen seines Vaters trug.

1960 Durch die DDR, zur unternehmerischen Freiheit

Nun konnte das Unternehmen auch endlich in die Handwerksrolle eingetragen werden. Trotzdem traten Schwierigkeiten auf, die den Fortbestand gefährdeten. So wurde in der sozialistischen Planwirtschaft nicht für den tatsächlichen Bedarf produziert und das führte natürlich auch bei Fahrzeugreifen zu Engpässen.

Hinzu kam, dass es für selbstständige Unternehmer sehr schwierig war, die richtigen Fachkräfte zu bekommen – von der Lehrlingsausbildung überhaupt nicht zu reden. Als besonders gefährlich erwiesen sich die Versuche der Regierenden, private Unternehmen zu verstaatlichen oder in eine Genossenschaft zu pressen.

Man hat damals überhaupt nicht erkannt oder aus ideologischen Gründen nicht erkennen wollen, welchen wertvollen Beitrag gerade die Familienbetriebe mit ihren Wertevorstellungen und der Verantwortung gegenüber ihren Kunden und Mitarbeitern für die Gesellschaft leisten.

Glücklicherweise gelang es Hans und Gerda Roolf, ihr Unternehmen in den eigenen Händen zu behalten. Seit dem 1. August 1979 wurde Hans Roolf durch seinen jüngeren Sohn Michael im Betrieb unterstützt. Michael Roolf hatte seine zweijährige Vulkaniseurausbildung bereits im Juni 1979 mit der Facharbeiterprüfung abgeschlossen und konnte damit in das elterliche Unternehmen einsteigen. Im März 1981 erhielt die inzwischen gegründete junge Familie Michael und Heidelore Roolf Zuwachs – ihr Sohn Stephan wurde geboren.

Im April 1984, fast zeitgleich zur Geburt von Tochter Friederike, legte schließlich auch Michael Roolf seine Meisterprüfung im Vulkanisierhandwerk erfolgreich ab.

Am 1. August 1990 übernahmen Michael und seine Frau Heidelore das Unternehmen und gründeten die Roolf Reifen + Autoservice GmbH. Die neuen Möglichkeiten nach der „Wende“ nutzten beide und schnell wurde klar, dass die Kapazitäten am bisherigen Standort Lübsche Straße den Anforderungen nicht mehr genügten – auch die Innenstadtlage wurde zum Hindernis. Es ergab sich die Gelegenheit, die ehemalige Betriebskantine des KIB Wismar in der Schweriner Straße (heute Gewerbehof) zu erwerben, die zu dem heutigen Betrieb um- und ausgebaut wurde. Hier wurde 1993 auch das Mazda-Autohaus eröffnet.

seit 1993 Mit Erfahrung in die Zukunft

Der neue Firmenstandort am Gewerbehof wurde seit den 1990er Jahren zu einem modernen Betrieb rund um das Thema Reifen- und Autoservice entwickelt. In verschiedenen Bauabschnitten wurden neue Service- und Verkaufsräume für den kompletten Reifenservice, von allen PKW- bis zu LKW-, Baumaschinen-, Gabelstapler- und sonstigen Industriereifen, geschaffen.

Ein mobiler Reifenservice wurde eingerichtet, der es dem Unternehmen ermöglicht, die meisten Dienstleistungen mit einem Pannenservice-Mobil und einer mobilen Presse auch vor Ort beim Kunden anzubieten.

Viele Innovationsschritte ist das Unternehmen in den letzten Jahren gegangen. Dabei war und ist es den Eheleuten Roolf und ihrem Sohn Stephan wichtig, langfristige Perspektiven zu entwickeln. Unzählige junge Menschen haben in dem Familienbetrieb ihre Berufsausbildungen durchlaufen.

Mehrere Mitarbeiter wurden nach der Ausbildung auch bei dem Erlangen des Meisterabschlusses im Handwerk unterstützt. Seit über 95 Jahren ist der Name Roolf nun schon ein fester Bestandteil der Kaufmannschaft in Wismar. Die Geschichte der Unternehmerfamilie ist damit nicht nur die Geschichte eines Unternehmens, sondern zugleich auch ein Stück Geschichte der Hansestadt Wismar.

Auf dem Weg zurück zu den Wurzeln des Unternehmens wurden der Fahrzeugverkauf und auch der Reparaturservice für die Marke Mazda als konsequente Fortsetzung der seit 2006 bestehenden engen partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Autohaus Sachs aus Güstrow zum Jahresbeginn 2019 komplett abgegeben.

Partnerschaftliches Miteinander und die Konzentration auf das, was ein Familienunternehmen ausmacht, sind die Garanten für eine erfolgreiche Zukunft.

So ist es auch mehr als logisch, dass sich die Roolf Reifen + Autoservice GmbH ab dem Frühjahr 2019 zu einer noch intensiveren Zusammenarbeit mit der Vergölst GmbH entschlossen hat. Deren Mutterkonzern, der Reifenhersteller Continental AG, ist der wohl älteste aber auch prägendste Geschäftspartner der Familie Roolf. Waren es doch Firmengründer Hans Roolf sen. (1927) und sein Sohn Hans Roolf jun. (1990), die die Continental bereits zu ihren Zeiten als einen bedeutenden Geschäftspartner der Zukunft definiert haben.

Was liegt also näher, als diese Partnerschaft erfolgreich weiterzuentwickeln? Mit dem Beginn des Jahres 2022 hat das Wismarer Familienunternehmen daher die Vergölst-Fachbetriebe in den Hansestädten Rostock und Stralsund übernommen und bietet seitdem seinen Kunden alle Reifenserviceleistungen mobil und stationär an drei Standorten entlang der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns an – Familientradition im Norden seit 1927.